Berufsportrait: Klebfachkraft

Berufsportrait: Klebfachkraft

Die permanente Weiterentwicklung in der Werkstoff-, Verfahrens- und Produktionstechnik führt dazu, dass zunehmend Fachwissen notwendig ist. Um das gesamte Potenzial der Fügetechnik in all ihren Facetten ausschöpfen, Fertigungsabläufe optimieren und gleichzeitig hohe Qualitätsstandards sicherstellen zu können, führt kein Weg an entsprechenden Qualifizierungen vorbei.

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Ein Beispiel für einen qualifizierten Mitarbeiter mit umfangreichem Fachwissen ist die Klebfachkraft. Doch was verbirgt sich hinter dieser Berufsbezeichnung?

Hier die Klebfachkraft im Berufsportrait:

Die Aufgaben und Tätigkeiten einer Klebfachkraft

Klebfachkräfte sind ausgewiesene Experten im Bereich der Klebetechnik. Zu ihren Aufgaben gehört es, klebetechnische Arbeitsvorgänge zu planen und zu organisieren. Dazu entscheiden sie zunächst, wie die Werkstücke oder Bauteile vorbereitet und ihre Oberflächen bearbeitet werden müssen.

Anschließend wählen sie geeignete Klebstoffe aus und stellen bei Bedarf Klebstoffmischungen her. Im nächsten Arbeitsschritt tragen Klebfachkräfte die Klebstoffe auf und fügen die Werkstücke oder Bauteile zusammen. Ist ein Klebevorgang abgeschlossen, überprüfen Klebfachkräfte das Ergebnis.

Neben der fachgerechten Ausführung von Klebungen sind Klebfachkräfte auch für die Überwachung von klebetechnischen Prozessen und generell für den Einsatz der Klebetechnik im Bereich der Produktion verantwortlich.

Deshalb kümmern sich Klebfachkräfte unter anderem um die Einrichtung und Instandhaltung von Klebemaschinen. Außerdem analysieren sie Prozessmängel bei der Klebstoffverarbeitung, spüren Klebefehler auf und leiten die notwendigen Maßnahmen ein, um die Mängel oder Fehler abzustellen.

Ein weiterer Aufgabenbereich von Klebfachkräften besteht darin, Klebpraktiker, Azubis und andere Mitarbeiter, die an klebetechnischen Prozessen beteiligt sind, anzuleiten. Dazu erstellen Klebfachkräfte Arbeitsanweisungen, erklären die Abläufe und führen einzelne Arbeitsschritte vor.

Die Ausbildung zur Klebfachkraft

Bei der Klebefachkraft handelt es sich um einen Weiterbildungsberuf. Voraussetzung für die Teilnahme an dem Weiterbildungslehrgang und der anschließenden Prüfung ist in aller Regel eine abgeschlossene Ausbildung in einem metalltechnischen Beruf oder im Bereich der Kunststoff- und Kautschuktechnik.

So kann beispielsweise eine Fachkraft für Metalltechnik in der Fachrichtung Montagetechnik oder ein Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik in der Fachrichtung Bauteile eine Weiterbildung absolvieren.

Aber auch für Vorarbeiter in der Produktion, Fertigungsplaner, Mitarbeiter im Bereich der Konstruktion, Entwicklung oder Qualitätssicherung, Labormitarbeiter und Vertriebsmitarbeiter kann die Qualifizierung als Klebfachkraft interessante Karrieremöglichkeiten eröffnen.

Die Qualifizierung als Klebfachkraft ist die mittlere Stufe eines Weiterbildungssystems in der Klebetechnik, das derzeit insgesamt drei Stufen umfasst. Die unterste Stufe stellt dabei der Klebpraktiker dar, die höchste Stufe bildet der Klebfachingenieur. Lehrgänge für Klebfachkräfte gibt es seit 1994.

Die Grundlage für die Weiterbildung und Prüfung ergibt sich aus den Richtlinien DVS-EWF 3301 und EWF 516-01. Genauso wie bei Aus- und Weiterbildungen im Bereich der Schweißtechnik dürfen auch in der Klebetechnik nur Bildungseinrichtungen mit entsprechender Zulassung Qualifizierungsmaßnahmen anbieten und durchführen.

Die Ausbildung selbst umfasst 120 Unterrichtseinheiten und wird meist als Lehrgang in Vollzeit mit einer Dauer von drei Wochen angeboten. Die Unterrichtsinhalte gliedern sich in Grundlagenwissen und in darauf aufbauendes und vertiefendes Fachwissen.

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Auf dem Lehrplan stehen deshalb unter anderem Themen wie

  • ·         Systematik und Eigenschaften verschiedener Klebstoffe
  • ·         Bindungskräfte
  • ·         Klebstoffauswahl, allgemein und anwendungsspezifisch
  • ·         Oberflächenbehandlung
  • ·         Berechnung und Konstruktion von Klebungen
  • ·         Qualitätssicherung und -management in der Klebtechnik
  • ·         Prozesstechniken und Klebstoffverarbeitung
  • ·         Aufgaben des Klebaufsichtspersonals

Der Unterricht gliedert sich in Theorie und praktische Übungen. Am Ende der Weiterbildungsmaßnahme findet eine Prüfung statt, die sich aus einem schriftlichen, einem mündlichen und einem praktischen Prüfungsteil zusammensetzt. Abgenommen wird die Prüfung von einer unabhängigen Prüfungskommission.

Ist die Prüfung erfolgreich gemeistert, erhält der Lehrgangsteilnehmer ein Zeugnis, das ihn hierzulande als Klebfachkraft und europaweit als European Adhesive Specialist, kurz EAS, ausweist. Das Zeugnis ist sowohl durch den DVS als auch durch die EWF bestätigt.

Die Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen für eine Klebfachkraft

Klebefachkräfte können im Prinzip überall dort tätig werden, wo Werkstoffe wie Metall, Kunststoff, Glas oder Keramik durch Klebeverfahren gefügt werden.

In erster Linie kommen als Arbeitgeber aber

  • ·         der Metallbau,
  • ·         der Maschinenbau,
  • ·         die Fahrzeugindustrie,
  • ·         Unternehmen im Bereich der Kunststoff- und Kautschukverarbeitung,
  • ·         Hersteller von elektrischen Mess- und Kontrollgeräten sowie
  • ·         Firmen, die optische und fotografische Geräte oder Uhren produzieren,

in Frage. Dabei können Klebfachkräfte grundsätzlich sowohl in der Industrie als auch im Handwerk arbeiten.

Sind Klebfachkräfte in der Fertigung oder Produktion tätig, befinden sich ihre Arbeitsplätze meist in Produktionshallen. Da sie viel im Stehen und Gehen arbeiten, oft Maschinenlärm ausgesetzt sind und vor allem in Großbetrieben Schichtarbeit üblich ist, müssen Klebfachkräfte körperlich fit und belastbar sein.

Durch den ständigen Kontakt mit Klebstoffen aller Art ist eine sorgsame und strukturierte Arbeitsweise Pflicht. Zudem müssen Klebfachkräfte die Bestimmungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes kennen und penibel einhalten. Klebfachkräfte führen Klebungen nicht nur selbst aus, sondern leiten auch andere Arbeitnehmer an.

Aus diesem Grund sollten Klebfachkräfte ein gutes sprachliches Ausdrucksvermögen mitbringen. Dieses brauchen sie auch dann, wenn sie beispielsweise in die Vertriebsabteilung wechseln.

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Rudolf Bozart, - Schweißfachingenieur, Gerd Meinken - Schweißwerkmeister, Thorsten Kamps, Schweißer, Coautor und Buchautor und Christian Gülcan Unternehmer und Betreiber der Webseite, 2 Jahre Vertrieb von Dienstleistungen in Mechanik- und Mettallbearbeitung, schreiben hier alles Wissenswerte zu Schweißtechniken und Schweißverfahren, geben Tipps und Anleitungen zu Berufen, Schweißgeräten, Materialkunde und Weiterbildung.

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