Infos und Tipps, wenn die Schweißelektrode schlecht zündet

Infos und Tipps, wenn die Schweißelektrode schlecht zündet

Das Elektrodenschweißen ist ein Schweißverfahren, durch das zwei Bauteile aus Metall dauerhaft gefügt oder Beschichtungen auf Metalle aufgeschweißt werden können. Dabei gehört das Elektrodenschweißen zu den Lichtbogen-Handschweißverfahren.

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Infos und Tipps, wenn die Schweißelektrode schlecht zündet

Denn während des Schweißens brennt ein Lichtbogen zwischen dem Werkstück und einer abschmelzenden Stabelektrode. Die umhüllte Stabelektrode dient dabei zum einen als Stromleiter und ist zum anderen gleichzeitig auch der Schweißzusatz.

Insgesamt ist das Elektrodenschweißen ein altbewährtes und nach wie vor sehr beliebtes Schweißverfahren. Ein Grund dafür ist, dass es recht leicht zu erlernen ist.

Ein anderer Grund ist, dass die Schweißmethode mit einfachen Geräten auskommt und dadurch nicht nur flexibel eingesetzt werden kann, sondern auch vergleichsweise kostengünstig ist. Hinzu kommt, dass das Elektrodenschweißen witterungsunabhängig ist.

So ist es zum Beispiel bei starkem Wind kaum möglich, draußen ein Schutzgas-Schweißverfahren anzuwenden, weil das Schutzgas wegwehen würde. Beim Elektrodenschweißen ergibt sich dieses Problem nicht.

Dafür ergibt sich aber beim Elektrodenschweißen mitunter ein anderes Problem: Die Elektrode zündet schlecht. Woran das liegt, lässt sich pauschal nicht sagen. Denn es kann viele verschiedene Ursachen geben, angefangen bei der Technik über die Stromstärke bis hin zur Elektrode selbst.

Nur muss die Elektrode eben zünden. Andernfalls brennt kein Lichtbogen und ohne Lichtbogen kann nicht geschweißt werden.

Um Abhilfe zu schaffen, haben wir deshalb einige Infos und Tipps zusammengetragen, wenn die Schweißelektrode schlecht zündet:

Tipp Nr. 1: Den Zustand der Schweißelektrode prüfen.

Mit der wichtigste Faktor für ein sauberes Zünden der Schweißelektrode ist ihr Zustand. Dabei gilt grundsätzlich, dass Elektroden trocken gelagert werden sollten. Zudem sind sie nicht ewig haltbar.

Feuchte oder überlagerte Elektroden zünden schlecht und lassen sich nicht vernünftig verschweißen. Deshalb wird dem Schweißer oft nichts anderes übrig bleiben, als solche Elektroden zu ersetzen.

Wichtig ist aber immer auch, dass der Schweißer einen Blick auf die Verpackung wirft. Denn es gibt Schweißelektroden, die rückgetrocknet werden müssen. Betriebe haben dafür meist einen Elektrodenofen. Der Hobby-Schweißer kann sich mit dem heimischen Backofen behelfen. Die genaue Anleitung für das Rücktrocknen gibt der Hersteller auf der Verpackung an.

Extra-Tipp:

Grundsätzlich lassen sich alle Elektroden besser zünden und verschweißen, wenn sie warm sind. Es kann also nicht schaden, eine Schweißelektrode vor ihrem Einsatz etwas anzuwärmen.

War die Elektrode schon einmal im Einsatz, kann es eine gute Idee sein, den vorderen Teil der Umhüllung ein kleines Stück zu entfernen. Der Hammer erweist sich dabei als gutes Hilfsmittel. Hintergrund ist, dass nur der Kernstab der Elektrode zündet.

Doch wenn er hinter die Umhüllung abgebrannt ist, klappt das Zünden nicht. Deshalb kann es helfen, wenn der Schweißer den Kernstab vorsichtig freilegt.

Tipp Nr. 2: Die passende Stromstärke einstellen.

Ein weiterer Faktor, der großen Einfluss darauf hat, wie gut und sauber die Schweißelektrode zündet, ist die Stromstärke. Grundsätzlich muss der Schweißer die Parameter zwar immer auf den Werkstoff, die Schweißposition, die geplante Anwendung und viele andere Dinge abstimmen.

Und oft wird ihm nicht viel anderes übrig bleiben, als etwas herumzuprobieren.

Trotzdem gibt es ein paar Faustformeln, an denen sich der Schweißer orientieren kann.

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So haben sich beim Elektrodenschweißen folgende Richtwerte für die Stromstärke und den Elektrodendurchmesser bewährt:

Stärke des Werkstoffs in Millimetern Elektrodendurchmesser in Millimetern Stromstärke in Ampere
1 bis 1,5 1,6 40 bis 50
1,5 bis 3 2 60 bis 80
2,5 bis 6 2,5 75 bis 100
4 bis 8 3,2 95 bis 125
ab 6 4 120 bis 160
ab 6 bis 8 5 150 bis 200

Natürlich erleichtert auch ein solides Schweißgerät das Zünden. Dazu tragen Funktionen wie zum Beispiel der Hotstart oder das Anti-Stick bei. Vor allem für den weniger erfahrenen Hobby-Schweißer dürfte ein moderner Inverter mit Gleichstrom die beste Wahl sein.

Tipp Nr. 3: Die richtige Technik beim Zünden anwenden.

Der nächste wichtige Punkt ist die richtige Technik beim Zünden. Dafür tippt der Schweißer die Elektrode auf das Blech auf. Sobald der Lichtbogen gezündet ist, hebt der Schweißer die Elektrode nur so weit wieder an, dass der Lichtbogen nicht abreißt, und führt sie zur Schweißstelle.

Das klingt recht einfach und ist eigentlich auch nicht schwer. Trotzdem wird der Schweißer etwas üben müssen, bis er die Technik perfekt beherrscht.

Wichtig ist dann noch, dass der Schweißer den Lichtbogen immer an einer Stelle innerhalb der späteren Schweißnaht zündet. Erst wenn der Lichtbogen brennt, führt er die Elektrode zügig an den Anfang.

Denn ein paar Zentimeter vom Startpunkt entfernt, ist in aller Regel mehr Fläche zum Zünden des Lichtbogens vorhanden.

Selbst wenn es banal klingt, ist es wirklich ratsam, dass sich der Schweißer ein Blech nimmt und das Zünden übt. Das kann er zunächst auch ohne Strom machen. Hat er ein Gefühl für die Abläufe entwickelt, kann er das Zünden des Lichtbogens mit Strom trainieren.

Denn auch wenn es simpel klingt, die Elektrode auf das Blech aufzutupfen und zum Anfang der Schweißnaht zu ziehen, dauert es seine Zeit, bis das gut klappt, ohne dass der Lichtbogen wieder ausgeht.

Tipp Nr. 4: Die zweite Hand zu Hilfe nehmen.

Der Schweißer sollte allein schon aus Sicherheitsgründen, aber auch um bequem und vernünftig arbeiten zu können, auf eine ordentliche Position achten.

Das heißt:

Er sollte das Bauteil möglichst so hinlegen und fixieren, dass er sicher und mit einer halbwegs angenehmen Körperhaltung schweißen kann.

Gerade beim Zünden kann es außerdem helfen, wenn der Schweißer mit beiden Händen arbeitet. Die Umhüllung der Elektrode leitet nicht und wird beim Zünden auch nicht warm.

Deshalb kann der Schweißer einen Finger ungefähr in der Mitte der Elektrode auflegen. Dadurch ist die Elektrode stabilisiert und wackelt nicht mehr unkontrolliert herum.

Tipp Nr. 5: In einen Automatikhelm investieren.

Dass die Augen beim Schweißen vor einem Verblitzen geschützt werden müssen, versteht sich von selbst. Da ein Schweißschild ziemlich unpraktisch ist, werden heutzutage eigentlich fast nur noch Schweißhelme verwendet.

Gerade beim Zünden der Elektrode zeigt sich aber ein großer Minuspunkt von einem normalen, einfachen Schweißhelm. So muss der Schweißer erst den Helm schließen und dann den Lichtbogen an der richtigen Stelle zünden.

Für einen Profi ist das kein großes Problem. Für einen weniger geübten Hobby-Schweißer kann das Zünden so aber zum Blindflug werden. Noch schwieriger wird es, wenn der Schweißer das Bauteil mit einer Hand festhalten muss. Weil er in der anderen Hand die Elektrodenzange hält, fehlt ihm eine dritte Hand, um den Schweißhelm zu schließen.

Deshalb ist der Schweißer gut beraten, wenn er sich einen Automatikschweißhelm zulegt. Sobald der Schweißer die Elektrode auf das Blech tippt und der Lichtbogen zündet, verdunkelt sich ein Automatikhelm innerhalb von Sekundenbruchteilen.

Dadurch hat der Schweißer optimale Sicht beim Zünden und späteren Schweißen. Dabei sind wirklich hochwertige Automatikhelme inzwischen schon für unter 50 Euro zu haben.

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Rudolf Bozart, - Schweißfachingenieur, Gerd Meinken - Schweißwerkmeister, Thorsten Kamps, Schweißer, Coautor und Buchautor und Christian Gülcan Unternehmer und Betreiber der Webseite, 2 Jahre Vertrieb von Dienstleistungen in Mechanik- und Mettallbearbeitung, schreiben hier alles Wissenswerte zu Schweißtechniken und Schweißverfahren, geben Tipps und Anleitungen zu Berufen, Schweißgeräten, Materialkunde und Weiterbildung.

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