Grundwissen zum fügetechnischen Regelwerk

Grundwissen zum fügetechnischen Regelwerk 

Regeln und Vorschriften geben die Rahmenbedingungen vor und schaffen gleichzeitig die Basis für Arbeitsabläufe, ein vergleichbares Niveau, Sicherheit und Qualität.

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So mancher mag klare Regeln zwar als gewisse Einschränkung empfinden oder ein wenig genervt sein, wenn es ständig und für alles irgendwelche Vorgaben und Normen gibt, die gelernt und umgesetzt werden wollen.

Andererseits können Vorschriften und Anweisungen eine äußerst hilfreiche Orientierungsgrundlage sein. Dies gilt auch für die Regeln im Bereich der Fügetechnik. Doch wie kommen Regeln und Normen hier eigentlich zustande?

Der folgende Beitrag vermittelt ein wenig Grundwissen zum fügetechnischen Regelwerk:

Das fügetechnische Regelwerk schafft eine einheitliche Basis.

Welche Folgen es haben kann, wenn es keine gemeinsamen Regeln und Normen gibt, lässt sich gut am Beispiel von Steckern nachvollziehen. Die Stecker von strombetriebenen Elektrogeräten, die hierzulande gekauft wurden, lassen sich problemlos in Steckdosen in Deutschland einstöpseln.

Im Urlaub kann es jedoch schwierig werden. Ist der passende Adapter nicht zur Hand, muss das Gerät nämlich oft ungenutzt im Koffer bleiben. Ein Regelwerk beugt solchen Szenarien vor, denn durch die Vorgaben sind Anwendungen, Vorgehensweisen und Bezeichnungen klar definiert.

Ähnlich wie die Grammatik bei der Sprache, die Straßenverkehrsordnung im Straßenverkehr oder die Rechtsprechung für das gesellschaftliche Miteinander verfolgt auch das Regelwerk im Bereich der Fügetechnik das Ziel, eine einheitliche Basis für Theorie, Praxis und Bildung zu schaffen.

Das fügetechnische Regelwerk umfasst verschiedene Elemente.

Das Regelwerk im Bereich der Fügetechnik setzt sich aus mehreren Bestandteilen zusammen. Diese Elemente lassen sich in drei große Gruppen einteilen, nämlich in Merkblätter, Richtlinien und Normen. Gemeinsam ist allen Elementen, das sie als gemeinschaftliche Lösung von Fachleuten erarbeitet und verabschiedet wurden. Dabei verstehen sich Merkblätter in erster Linie als Handlungsempfehlungen und Anleitungen. Richtlinien erfüllen eine ähnliche Funktion, sind aber verbindlicher als reine Merkblätter.

Aus diesem Grund gibt es bei Richtlinien im Normalfall erst gewisse Einspruchsfristen, bevor sie endgültig veröffentlicht werden. Die Inhalte aus den Merkblättern und den Richtlinien genießen in der Branche ein hohes Ansehen, denn sie geben nicht nur Regeln vor, sondern führen auch aus, warum die Vorgaben sinnvoll sind und wie sie umgesetzt werden können.

Aus rechtlicher Sicht haben die Regelungen aus den Merkblättern und Richtlinien aber keinen verbindlichen Status, sind also nicht wie Gesetze oder Verordnungen zu werten.

Ergänzt wird das fügetechnische Regelwerk durch Normen, die vor allem auf europäischer und internationaler Ebene eine bedeutsame Rolle spielen. Eine Norm legt die Regeln, die Leitlinien oder die Merkmale für eine Tätigkeit oder das Ergebnis einer Anwendung fest. Da eine Norm von Experten erarbeitet und von einer anerkannten Institution verabschiedet wird, ist die Akzeptanz in aller Regel groß.

Schließlich schafft eine Norm eine einheitliche Grundlage, auf die Verlass ist. So ist beispielsweise ein Blatt Papier im Format DIN A4 immer gleichgroß. In der Fügetechnik definieren Normen unter anderem Werkstoffe, Schweißprozesse, gefügte Verbindungen, Ausbildungsinhalte und Prüfungen von Fachpersonal.

Auch Normen sind zwar keine Gesetze und müssen folglich nicht immer strikt eingehalten werden. Allerdings geht das Einhalten von Normen oft mit einer gewissen Rechtssicherheit einher.

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Das fügetechnische Regelwerk enthält technische und bildungsbezogene Inhalte.

Das fügetechnische Regelwerk lässt sich nicht nur in Merkblätter, Richtlinien und Normen gliedern. Stattdessen lassen sich auch die Inhalte einteilen, nämlich zum einen in den technischen Bereich und zum anderen in den Bereich Bildung. Im technischen Bereich zielen die Merkblätter, Richtlinien und Normen hauptsächlich darauf ab, Werkstoffe, Anwendungen und Verfahren zu regeln.

Dadurch soll eine einheitliche und verbindliche Basis für die verschiedenen Aspekte von fügetechnischen Arbeiten geschaffen werden. Im Unterschied dazu spielen im fügetechnischen Regelwerk zu Aus- und Weiterbildungen Normen eine eher untergeordnete Rolle. Sie kommen oft erst dann wiederum zum Tragen, wenn eine Bildungsmaßnahme mit einer Prüfung endet.

Von solchen Normen sind in erster Linie Schweißerprüfungen betroffen, denn hier sind für die Industrie einheitliche und international vergleichbare Qualifikationen sehr wichtig. Bei anderen Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich der Fügetechnik sind Normen nicht so sehr verbreitet. Allerdings geht der Trend ganz klar dahin, auch Bildungsinhalte und Prüfungen in Normen zu definieren.

Hintergrund hierfür ist, dass prinzipiell jeder fügetechnische Ausbildungen anbieten und fügetechnische Prüfungen abnehmen kann. Irgendein Prüfsiegel lässt jedoch keine Rückschlüsse auf die Prüfsituation, die vermittelten Inhalte und die Qualität der Bildungsmaßnahme zu. Schlimmstenfalls hat der Schweißer so unnötig Zeit und Geld in eine Bildungsmaßnahme investiert, die nicht anerkannt wird.

Das fügetechnische Regelwerk wird kontinuierlich weiterentwickelt.

Bei der Ausarbeitung von fügetechnischen Merkblättern und Richtlinien findet eine enge Zusammenarbeit zwischen der Technik, der Forschung und der Bildung statt. Erfahrungen aus dem betrieblichen Alltag und Anforderungen aus der Praxis fließen genauso in das Regelwerk ein wie neue Erkenntnisse aus der Forschung.

Dadurch ist gewährleistet, dass die Merkblätter und Richtlinien einerseits konkrete Anleitungen bieten, andererseits aber genügend Freiraum bei der Umsetzung lassen. Gleichzeitig wird das bestehende Regelwerk kontinuierlich auf seine Aktualität hin geprüft und bei Bedarf angepasst und ergänzt. Folglich bringt das fügetechnische Regelwerk den aktuellen Stand in Sachen Technik und Bildung zum Ausdruck.

Mit dem Ziel, neue Technologien zu etablieren, wird zudem regelmäßig bestimmt, welche Inhalte in andere Regelwerke übertragen werden sollen. Zu diesen Regelwerken gehören beispielsweise Normen, die dann national, EU-weit oder international gültig sind. Hierfür werden Normenausschüsse gebildet, in denen Fachleute aus verschiedenen Bereichen zusammenkommen.

Für die Normung ist in jedem Land ein nationales Normungsinstitut zuständig. In Deutschland erfolgt dies über das DIN, auf europäischer Ebene über das CEN und auf internationaler Basis über die ISO. Daneben können nationale Regelwerke aber auch ohne Normen im internationalen Kontext eine wichtige Rolle spielen und umgekehrt.

So gibt es beispielsweise Regelwerke, die nur auf europäischer Ebene existieren. Ein Beispiel hierfür ist das Regelwerk zum thermischen Spritzen. Da es hierfür keine nationalen Merkblätter oder Richtlinien gilt, findet in der Praxis das europäische Regelwerk Anwendung. Andersherum gibt es beispielsweise für das Kunststofffügen nur ein nationales Regelwerk, aber keine internationalen Richtlinien. Aus diesem Grund wird dieses deutsche Regelwerk weltweit anerkannt und genutzt.

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Rudolf Bozart, - Schweißfachingenieur, Gerd Meinken - Schweißwerkmeister, Thorsten Kamps, Schweißer, Coautor und Buchautor und Christian Gülcan Unternehmer und Betreiber der Webseite, 2 Jahre Vertrieb von Dienstleistungen in Mechanik- und Mettallbearbeitung, schreiben hier alles Wissenswerte zu Schweißtechniken und Schweißverfahren, geben Tipps und Anleitungen zu Berufen, Schweißgeräten, Materialkunde und Weiterbildung.

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