Was tun bei verblitzten Augen?
Augenverletzungen beim Schweißen sind ein ernstes Problem. Sie kommen nicht nur regelmäßig vor, sondern machen sogar einen großen Teil aller Arbeitsunfälle aus. Eine Diagnose, die in diesem Zusammenhang regelmäßig genannt wird, sind verblitzte Augen. Aber was heißt das eigentlich? Wie wird diese Verletzung behandelt? Welche langfristigen Schäden drohen? Und wie können wir verblitzte Augen vermeiden?
Inhalt
Symptome, Diagnose und mögliche Folgen
Es ist eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag in der Werkstatt. Doch auf einmal verspürt Stefan ein kurzes Stechen in den Augen. Stefan ist zwar ein erfahrener Schweißer mit viel Berufserfahrung, aber heute war er einen Moment lang abgelenkt. Ein kurzer Blick zur Seite mit noch offenem Visier und schon war es passiert. Ein greller Blitz traf auf seine Netzhaut.
Die UV-Strahlung des Lichtbogens zeigt schnell ihre Wirkung. Noch bevor seine Schicht zu Ende ist, bemerkt Stefan ein Brennen in den Augen, das immer stärker wird.
Seine Augen tränen und es fällt ihm zunehmend schwerer, klar zu sehen. Außerdem sind seine Augen gerötet, etwas geschwollen und lichtempfindlich.
Stefan wendet sich an den Betriebsarzt des Unternehmens, der nach einer kurzen Untersuchung die Diagnose „Keratokonjunktivitis photoelectrica“ stellt, im Volksmund besser bekannt als „verblitzte Augen“.
Die intensive UV-Strahlung im Lichtbogen hat die empfindlichen Zellen an der Augenoberfläche geschädigt. Weil auf der Hornhaut durch die Lichtbogenstrahlung Epithelzellen absterben, löst das umliegende Gewebe eine entzündliche Reaktion aus. Dabei werden Nervenenden freigelegt, die für den brennenden Schmerz verantwortlich sind.
Für Stefan ist die Sache noch einmal glimpflich ausgegangen. Nachdem er mehrere Tage lang antibiotische Augentropfen und entzündungshemmende Medikamente genommen hat, bessern sich die Symptome.
Aber der Betriebsarzt weist Stefan darauf hin, dass wiederholtes Verblitzen chronische Entzündungen und dauerhafte Schäden an der Hornhaut hervorrufen kann, die im schlimmsten Fall sogar zu einer Erblindung führen können.
Neben chronischen Augenproblemen und einer erhöhten Anfälligkeit für weitere Verletzungen steigt bei einem häufigen Verblitzen der Augen außerdem im Laufe der Zeit auch das Risiko für schwerwiegende Augenerkrankungen wie zum Beispiel dem Grauen Star.
Ein paar Zahlen
Aus Studien der deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) geht hervor, dass Schweißfachkräfte ein deutlich höheres Risiko für Augenverletzungen haben, wenn sie regelmäßig ohne ausreichenden Schutz arbeiten. In Deutschland sind rund 260.000 Arbeitnehmer als Schweißer tätig, europaweit sind es knapp eine Million.
Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) hat ermittelt, dass es hierzulande jedes Jahr etwa 300.000 Augenverletzungen gibt.
Fünf Prozent davon haben schwerwiegende Auswirkungen, zu denen dauerhafte Sehbeeinträchtigungen, chronische Schmerzen und im Extremfall auch eine Erblindung gehören.
Ein anschauliches Beispiel ist ein Schweißer, der jahrelang ohne einen ausreichenden Blendschutz gearbeitet hat. Die Folge ist, dass er jetzt chronisch entzündete Augen und ein deutlich verschlechtertes Sehvermögen hat.
Selbst mit dem besten Blendschutz ist ans Schweißen nicht mehr zu denken. Doch solche Augenverletzungen wären durch geeignete Schutzmaßnahmen vermeidbar gewesen.
Was also tun bei verblitzten Augen?
Augenärzte betonen, dass es sehr wichtig ist, eine Verblitzung möglichst zeitnah zu behandeln. Um langfristige Schäden zu vermeiden, musst du die Symptome ernst nehmen und schnell medizinisch behandeln lassen.
Typische Anzeichen von verblitzten Augen sind Tränenfluss, Rötung, Lichtempfindlichkeit und ein Fremdkörpergefühl.
Als Erstmaßnahme hältst du deine Augen am besten geschlossen. Reibe nicht mit den Fingern in den Augen, weil das die Entzündung verschlimmern kann. Trägst du Kontaktlinsen, solltest du diese sofort herausnehmen.
Ein Augenarzt wird üblicherweise antibiotische Augentropfen und entzündungshemmende Medikamente verordnen. Mit einer fachkundigen Behandlung klingen die Beschwerden meist innerhalb von 48 Stunden ab und die Verletzungen verheilen ohne Folgeschäden.
Früher war es unter Schweißern üblich, die Augen erst mit steriler Kochsalzlösung auszuwaschen und danach Tücher aufzulegen, die in kalter Milch getränkt waren. Lass die Finger davon!
Durch diese Vorgehensweise schadest du deinen Augen nur noch mehr. Denn beim Verblitzen entstehen kleine Narben, die sich durch solche Selbstbehandlungen noch schneller entzünden können.
Schutzmaßnahmen gegen verblitzte Augen
Damit es erst gar nicht zu einem Arbeitsunfall kommt, solltest du beim Schweißen immer einen geeigneten Helm mit UV-Filter tragen.
Auch regelmäßige Pausen sind wichtig, um deine Augen zu entlasten und die Konzentration beizubehalten. Zertifizierte Schweißschutzwände sorgen dafür, dass die Personen im Umfeld der Schweißarbeiten geschützt sind.
Augenverletzungen durch UV-Strahlung, zu denen das Verblitzen der Augen gehört, werden von den Berufsgenossenschaften unter Umständen als Berufskrankheit anerkannt.
Das ist dann der Fall, wenn nachgewiesen werden kann, dass die Augenverletzungen eindeutig mit der beruflichen Tätigkeit als Schweißer zusammenhängen.
Die Berufsgenossenschaften sind auch für Rentenzahlungen bei dauerhaften Schäden zuständig. Öffentlich zugängliche Zahlen zu Rentenzahlungen wegen verblitzter Augen gibt es aber nicht.
Schlussfolgerung
Stefans Geschichte sollte eine Warnung an alle Schweißer sein. Nimm die Gefahr nicht auf die leichte Schulter, sondern achte auf einen guten Augenschutz.
Mit den richtigen Schutzmaßnahmen kannst du das Risiko einer Augenverletzung auf ein Minimum senken. Sollte doch etwas schiefgehen, solltest du sofort einen Arzt aufsuchen und deine verblitzten Augen fachkundig behandeln lassen.
Damit lassen sich langfristige Schäden effektiv verhindern. Bleibe also wachsam – deine Gesundheit ist ein hohes Gut und deine Augen sind eines deiner wertvollsten Werkzeuge!
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