6 Fragen zur Drahtseele, Teil 2

6 Fragen zur Drahtseele, Teil 2

Bei der großen Vielfalt an Drahtseelen wundert es kaum, dass es mitunter gar nicht so einfach ist, die richtige Auswahl zu treffen. Doch worin unterscheiden sich die einzelnen Varianten? Und was ist bei der Wahl einer passenden Drahtseele wichtig? In einem zweiteiligen Beitrag beantworten wird sechs Fragen zum Thema. Dabei haben wir in Teil 1 erklärt, wofür die Begriffe Drahtseele, Drahtförderspirale und Liner stehen, warum es Drahtseelen in so vielen verschiedenen Versionen gibt und welche Drahtseele für welchen Draht geeignet ist.

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6 Fragen zur Drahtseele, Teil 2

Hier ist Teil 2!:

  1. Welche Eigenschaften haben die verschiedenen Typen von Drahtseelen?

Bei Drahtförderspiralen und Drahtseelen sind verschiedene Typen erhältlich, die jeweils bestimmte Eigenschaften haben. Dabei können bei einem Brenner-Typ oder einer Brenner-Linie zwar oft mehrere Drahtseelen verwendet werden. Genauso kann aber sein, dass bei einem Brenner eine bestimmte Variante zwingend eingesetzt werden muss.

Blanke Stahlspiralen

Stahlspiralen bestehen aus hitzebeständigem, gebonderten Federstahl. Gebondert bedeutet, dass die Oberfläche des Stahls durch eine Phosphatierung korrosionsbeständig gemacht und zusätzlich geglättet wurde.

Die robusten Stahlspiralen sind für Drahtstärken bis 3,2 Millimeter erhältlich und eignen sich für SG-verkupferte und unverkupferte Stahldrähte mit geringer Reibungsintensität. In luftgekühlten Schweißbrennern können blanke Stahlspiralen grundsätzlich nicht eingesetzt werden.

Isolierte Stahlspiralen

Isolierte Stahlspiralen sind aus gebondertem Federstahl gefertigt und mit einer äußeren Isolierung aus Kunststoff ummantelt. Sie sind für Drahtstärken bis 2,4 Millimeter erhältlich und eignen sich für flüssig- und luftgekühlte manuelle MIG/MAG-Schweißbrenner mit und ohne separater Gasführung sowie für Roboterschweißbrenner.

Auch bei SG-verkupferten und unverkupferten Stahldrähten können sie eingesetzt werden. Luftgekühlte Schweißbrenner erfordern übrigens unbedingt eine isolierte Spirale. Andernfalls kann hier nämlich Gas am Zentralanschluss austreten.

Eine Variante dieser Führungsspiralen sind isolierte Stahlspiralen BSL. Sie bestehen ebenfalls aus blankem, gebondertem Federstahl und haben eine äußere Kunststoffisolierung. Durch die feine Größenabstufung können sie optimal auf die verschiedenen Drahtdurchmesser abstimmt werden und stellen so ein ideales Fördern sicher.

Isolierte Stahlspiralen BSL können sowohl für Edelstahldrähte als auch für ver- und unverkupferte Stahldrähte eingesetzt werden. Sie eignen sich für das manuelle MIG/MAG-Schweißen und das Impulsschweißen bei Roboterbrennern.

Kunststoffliner PTFE

Diese Kunststoffliner aus Teflon kennzeichnen sich durch ihre guten Gleiteigenschaften. Sie sind bis 260 Grad Celsius hitzebeständig und können in luft- und flüssiggekühlten MIG/MAG-Brennern zum Einsatz kommen. Für Edelstahldrähte und CuSi-Drähte sind sie ebenfalls geeignet.

Arbeitet der Schweißer mit einem Edelstahldraht aus Kohlenstoffstahl, sollte er aber darauf achten, dass kein Abrieb der Drahtseele ins Schweißbad gelangt. Andernfalls sind Verunreinigungen die Folge.

Eine Abwandlung sind Kunststoffliner Kohle PTFE. Sie enthalten Grafit als gebundenes Gleitmittel und einen Kohlenstoffanteil von bis zu 20 Prozent. Der Kohlenstoffanteil sorgt für eine Kunststoffoberfläche, die die Reibung minimiert. Solche Liner fördern neben Drähten mit Sonderlegierungen vor allem Aluminiumdrähte sehr gut.

Kunststoffliner BPL

Kunststoffliner BPL verfügen über einen keramischen Zusatz und eine Einlaufspitze aus Edelstahl. Sie sind bis 260 Grad Celsius wärmestabil und für Drähte bis 1,6 Millimeter erhältlich.

Die Liner können in allen manuellen, luft- und flüssiggekühlten MIG/MAG-Brennern sowie in WIG-Schweißbrennern eingesetzt werden und eignen sich für Drähte aus Aluminium, Edelstahl, mit Sonderlegierungen und für Fülldrähte.

Kunststoffliner PA

Kunststoffliner aus Polyamid haben eine sehr geringe Hitzebeständigkeit. Ihre thermische Stabilität liegt bei nur 65 Grad Celsius. Aus diesem Grund werden solche Liner nahezu ausschließlich als Kombiliner eingesetzt.

Ihre Stärke ist die hohe Oberflächenhärte, die für sehr gute Gleiteigenschaften sorgt. PA Kunststoffliner können bei luft- und flüssiggekühlten Schweißbrennern und mit allen Drähten verwendet werden. Sie eignen sich besonders gut in Kombination mit Necklinern.

Eine Variante sind Kunststoffliner PA Kombi. Weil sie eine Kunststoffseele aus Polyamid und eine Messingspirale als Aufsatz haben, verknüpfen sie die guten Gleiteigenschaften eines PA Liners mit der thermischen Stabilität der Messingspirale.

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Sie können mit Stahldrähten, Edelstahldrähten, Fülldrähten und zur Drahtförderung beim WIG-Schweißen verwendet werden.

  1. Wofür sind ummantelte Führungsspiralen notwendig?

Die Ummantelung ist nichts anderes als eine Isolierung. Bei Spiralen ohne Gasführung verhindert die Isolierung, dass Strom über den Liner fließt und der Draht so schon vor der Stromdüse Kontakt mit Strom hat.

Vor allem bei Stromquellen, bei denen der Spannungsabfall über das Schlauchpaket gemessen wird, ist das sehr wichtig. Andernfalls können keine korrekten Messergebnisse ermittelt und keine stabilen Schweißungen erreicht werden.

Isolierte Spiralen mit Gasführung kommen bei Schweißbrennern ohne separaten Gasschlauch zum Einsatz. In diesen Schweißbrennern fördern sogenannte Combi-Liner das Schutzgas über den kombinierten Drahtförderschlauch.

Hier dient die Ummantelung der Führungsspiralen nicht nur der elektrischen Isolation, sondern dichtet auch die Schutzgasführung ab.

  1. Was hilft, wenn der Draht ständig festbrennt?

Draht-Festbrenner gehören zu den typischen Fehlern beim Schweißen. Meist brennt der Draht dabei an der Stromdüse fest, wodurch er nicht mehr gefördert werden kann. Manchmal passiert es aber auch, dass sich der Draht im Schlauchpaket des Brenners zusammenknüllt.

Eine häufige Ursache ist, dass der Schlupf im Drahtvorschub zu groß ist. Die Folge davon ist, dass zu wenig Druck auf die Förderrollen ausgeübt wird. Ein unregelmäßiger Drahtvorschub, der zu einer fehlerhaften Schweißnaht führt, lässt sich beheben, indem die Andruckrollen fester angezogen werden.

Eine andere Fehlerursache kann ein zu langes Schlauchpaket sein, das zu viel Reibung in der Drahtführung hervorruft. Ein Motor im Körper des Brenners, der den Draht bei konstanter Geschwindigkeit zur Schweißstelle zieht, schafft hier Abhilfe.

Ein zu hoher Reibungswiderstand kann auch auf eine falsche Spirale zurückgehen. Wichtig ist daher bei der Auswahl, auf geeignete Drähte mit dem richtigen Durchmesser zu achten.

Reicht die Kühlung nicht aus, wird die Stromdüse thermisch überlastet. Um dieses Problem zu lösen, sollte der Schweißer den Stand des Kühlmittels kontrollieren und dessen Durchlauf überprüfen.

Außerdem sollte er sicherstellen, dass das Schlauchpaket nicht abgeknickt und der Brenner nicht zu verschlissen ist. Auch die richtige Stromdüse muss eingesetzt sein. Lässt sich die thermische Überlastung damit nicht beheben, muss ein Experte das Schweißgerät überprüfen.

Liegt die Drahtseele nicht bündig im Frontend an, entsteht keine durchgängige Drahtführung. Beim Einschrauben der Stromdüse sollte der Schweißer deshalb darauf achten, dass er einen leichten Druck an der Drahtseele bemerkt.

Und nicht zuletzt müssen die Schweißparameter stimmen. Andernfalls entstehen ständig Kurzschlüsse, die Schweißspritzer verursachen und dadurch das Risiko, dass der Draht festbrennt, erhöhen.

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Rudolf Bozart, - Schweißfachingenieur, Gerd Meinken - Schweißwerkmeister, Thorsten Kamps, Schweißer, Coautor und Buchautor und Christian Gülcan Unternehmer und Betreiber der Webseite, 2 Jahre Vertrieb von Dienstleistungen in Mechanik- und Mettallbearbeitung, schreiben hier alles Wissenswerte zu Schweißtechniken und Schweißverfahren, geben Tipps und Anleitungen zu Berufen, Schweißgeräten, Materialkunde und Weiterbildung.

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